Grünebergs sind verrückt
Neonschrift, 2023
Das Gartenhaus der ehemaligen Lippstädter Synagoge blieb vom Novemberpogrom 1938 verschont. Auf den ehemaligen Abort-Türen und den Zargen wurden in den letzten Jahren zahlreiche Sütterlin-Kritzeleien entdeckt, die aus der Zeit vor 1938 stammen. Darunter fand sich die rätselhafte Formulierung „Grünebergs sind verrückt“, die sich auf die Lippstädter Familie Grüneberg beziehen wird. Das wie die Synagoge unter Denkmalschutz stehende Gartenhaus wurde leergeräumt und kann nun besichtigt werden. Bei der Räumung wurden weitere, bislang unbekannte Wandzeichnungen und -ritzungen entdeckt.
Die aus Israel stammende, in Halle/Saale lebende Künstlerin Michal Fuchs hat das winzige Skribble „Grünebergs sind verrückt“ zu einer Neonschrift vergrößert. Bei der Entfernung der Trockenbau-Konstruktion vor der Synagogen-Ostwand wurde an der für die Neonarbeit vorgesehenen Stelle ein Teil des ehemaligen Thora-Schreins freigelegt, in dem sich die Schrift nun befindet. Die Vergrößerung, Belichtung und Akzentuierung der Sütterlin-Handschrift, einer profanen, alltäglichen Handlung, die man heute zu einer der letzten Spuren jüdischen Lebens auf diesem Grundstück zählen muss, erscheint durch die Platzierung in der Thora-Nische als Denkmal und wird um eine fast sakrale Dimension erweitert.
„Grünebergs sind verrückt“ wurde durch die Stiftung zur Förderung der Kunst der Sparkasse Hellweg-Lippe erworben und ist in der ehemaligen Lippstädter Synagoge während der Öffnungszeiten zu besichtigen.