
Vom Zigeunerball in Mastholte bis zum Arbeitslager Störmede: Christoph Motog und Christian Frankenfeld berichten über ihre Recherchen zur Geschichte der "Zigeuner" im Lippstädter Raum.
„Nicht ohne uns über uns". Gesprächsgast ist Giano Weiß, Vorsitzender und Gründer des Vereins Deutscher Sinti Paderborn, ein lokal wie international aktiver Vertreter der Roma und Sinti.
Begriffe wie „Braunhäute“, „Nomadenvölkchen“ oder „unliebsame Gäste“ gehören noch zu den gemäßigten Bezeichnungen, mit denen Sinti, Roma und verwandte Gruppen in westfälischen Zeitungen zwischen 1870 und 1933 fortdauernd herabgewürdigt werden. Übelste Klischees werden bedient. Die Rede ist von „Diebesbanden“, „Kindesentführern“, „betrügerischen Wahrsagerinnen“, „gerissenen Pferdehändlern“ oder einer "Landplage". Christoph Motogs Vortragsteil greift exemplarische Beispiele auf und geht den dahinterliegenden stereotypen Vorstellungen auf den Grund. Motog ist Redakteur des Monatsmagazins "Blicker", wo ers regelmäßig lokalhistorische Themen behandelt.
Die systematische Verfolgung von Sinti und Roma während der NS-Zeit ist bis heute nur unzureichend aufgearbeitet. Christian Frankenfeld möchte in seinem Vortragsteil zwei Spuren im Raum Lippstadt nachgehen: Im April 1944 wurden zahlreiche Sinti aus Minden als sogenannte „wehrunwürdige Personen“ in das OT-Lager Störmede deportiert, wo sie unter extremen Bedingungen schwere körperliche Arbeit verrichten mussten. Auch im Häftlingsverzeichnis des sogenannten „Zigeunerlagers“ Auschwitz findet sich ein Hinweis. Dort ist der Name der 1935 in Lippstadt geborenen Inge Rose verzeichnet. Auf der Grundlage vorhandener Forschung und neuer Archivfunde wird der Literatur- und Kulturwissenschaftler versuchen, die Verfolgung und das Leid dieser Menschen sichtbar zu machen und ihre Geschichte zu rekonstruieren.
Den "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus" am 27. Januar nehmen wir in diesem Jahr zum Anlass für einen Themenschwerpunkt, der sich der Diskriminierung, aber auch der Geschichte und Kultur der sogenannten "Zigeuner", der Roma und Sinti widmet. Für den Genozid an ihrem Volk, dem bis zu einer halben Million Menschen zum Opfer fielen, wurde der Begriff "Porajmos" (deutsch „das Verschlingen“) geprägt.
Abbildung: histor. Postkarte